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Brief einer Jugendlichen zum Abschluss ihres Sozialen Trainingskurses

Lisa M.
19 Jahre, Hauptschulabschluss, z. Zt. arbeitslos, erwartet ein Kind
Delikt: Widerstand gegen die Staatsgewalt

„Mein Name ist Lisa und ich wurde am 13.November des Jahres 1988 in Pirna geboren. Ich bin wirklich sehr stolz auf meine Mutter und meine zwei größeren Brüder. Allerdings hasse ich meinen Vater, oder besser gesagt Erzeuger, denn ich habe keinen wirklichen Vater! Mein Erzeuger schlug meine Mutter,wenn er, wie sooft zu viel getrunken hatte und betrunken nach Hause kam. Meine beiden großen Brüder mussten genauso darunter leiden, wie meine Mutter.Als ich ca. 4 Jahre alt war, ließ meine Mutter sich von meinem Erzeuger Frank scheiden, zum Glück der drei Kinder. Ein Jahr später war sie zwar immer noch nicht liiert, aber es ging uns etwas besser als mit Frank. Meine Mutter war für uns täglich zwölf Stunden arbeiten, damit wir etwas zu Essen, zum Anziehen und zum Leben hatten. Ich wurde dabei natürlich immer bevorzugt, weil ich das Wunschkind meiner Mutter war. Und trotzdem sind meine Brüder immer für mich da, wenn ich sie brauch. Wenn ich schulische Probleme hatte und meine Mutter arbeiten war, konnte ich meine beiden Brüder Lars und Nils fragen, ob sie mir helfen konnten, was sie auch immer gern getan haben und immer noch gern tun. Allerdings helfen sie mir nur, wenn sie sehen, dass man auch etwas aus der Hilfe macht und auch wirklich mit der bekommenen Hilfe arbeitet. Meine Brüder sind auch so stolz auf ihre Familie, dass sie wirklich nichts auf sich sitzen lassen, wenn man ihre Familie beleidigt, oder in irgendeiner anderen Art und Weise verleumdet.Was natürlich in meiner Familie über mich keiner weiß, ist etwas sehr schlimmes, was mir während meines achten Lebensjahrs widerfahren ist. Denn ich habe es noch niemanden weiter erzählt, dass ich von einem so genannten „Freund“ der Familie vergewaltigt worden bin! Denn genau dieses Wissen hat mich dazu gebracht, illegale Sachen zu tun, wie Einbrüche, Diebstähle, etc. Als ich etwa dreizehn Jahre alt war, fing mein größter Kummer erst richtig an. Ich wurde von meinem ersten festen Freund ausgenutzt,belogen und betrogen. Und die weiteren Freunde waren ebenso, wie der erste. Für diese Jungen bzw. Männer war ich nichts wert. Sie waren nur mit mir zusammen, weil sie es aufregend und aufgeilend fanden mit jemandem zusammen zu sein, den sie unterdrücken konnten. Da ich noch minderjährig war und noch keinen richtigen Durchblick hatte, wusste ich nicht, dass mir die Jungen die ganze Zeit nur wehtun wollten und dies leider auch geschafft haben. Nach diesen Ereignissen wollte ich mich erstmal nicht fest binden und so kam es dazu, dass ich mit vielen verschiedenen Männern bzw. Jungen ins Bett ging, die mir eigentlich gar nichts bedeuteten. Außer Sex wollte ich von diesen Jungen gar nichts wissen. So in dieser Art und Weise machte ich weiter, bis ich bei uns in der Stadt als „Dorfschlampe“ bekannt wurde.Als ich mich wirklich in meinen jetzigen Freund verliebte, hat es bei mir klick gemacht. Ich wollte meiner Vergangenheit einfach nur noch ein Ende setzen. Ich wollte einfach nur noch ganz normal mit einem Jungen zusammensein, der mich so liebt, wie ich bin und nicht immer nur versucht mich in irgend eine Richtung zu zwängen, wie z. B. mein Ex Andreas, der immer wieder versucht hat mich gegen meine Familie aufzuhetzen und der daran Schuld war, dass ich zum zweiten Mal hintereinander sitzen geblieben bin. Seit 2006 habe ich die neunte Klasse zum dritten mal wiederholt, allerdings gingen meine Noten in der Schule vorerst halb in den Keller, halb auf mittleren Niveau und sehr gut noch oben. Durch meinen jetzigen Freund habe ich den Hauptschulabschluss geschafft. Da er mich auch immer wieder bestärkt hat, dass ich einen guten Abschluss brauch, habe ich mich, gerade bei den Prüfungen, sehr dahinter gesetzt, dass ich den Abschluss bekomme. Ich habe meine Deutschprüfung mit drei, Mathe mit fünf, Englisch schriftlich mit zwei, Englisch mündlich mit drei, Musik mündlich mit drei und Ethik mit vier abgeschlossen.Ich brauchte halt drei Anläufe um den Abschluss zu schaffen, aber der letzte Anlauf war ein sehr guter Anlauf. Heute bin ich im vierten Monat schwanger und freue mich mit meinem Freund riesig auf mein Kind.Dank dem Trainingskurs, den ich in Pirna absolviert habe, habe ich mich wieder öffnen können. Ich habe viel mehr gute Laune nach dem Kurs als vorher, ich danke allen die mir durch meine schwere Zeit geholfen haben …“

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