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Gestern

1992

Das Arbeitsgebiet Jugendsozialarbeit wird Bestandteil der Arbeit unseres Trägers, des Diakonischen Werkes Pirna e.V. Vom Kirchenbezirk Pirna wird dem Verein in Abstimmung mit dem Landkreis Pirna der Auftrag erteilt, ein brachliegendes offenes Jugendprojekt in der Geibeltstraße Pirnas fachlich zu betreuen und in seine Trägerschaft zu übernehmen. Im genannten Objekt ist eine weitere Arbeit nicht mehr leistbar, deshalb wird uns ein Teil  des Hauses Schandauer Str.15 zur vorläufigen Nutzung zur Verfügung gestellt.

 

1993

Nach einer Erprobungsphase der offenen Jugendarbeit mit einer Clique in Räumen dieses Hauses wird in Gesprächen mit der Jugendgerichtshilfe des Jugendamtes ein dringender Bedarf nach Angeboten für straffällige junge Menschen im Landkreis Sächsische Schweiz angezeigt.

Auf der gesetzlichen Grundlage des Achten Buches Sozialgesetzbuch (SGB VIII) (Kinder und Jugendhilfe) und des Jugendgerichtsgesetzes (JGG) entwickeln wir ein Konzept für die Durchführung ambulanter Hilfemaßnahmen auch als Alternative zum Jugendstrafvollzug. Basis dafür ist der Kontakt zu einem Projekt im niedersächsischen Uelzen, das in einem von 1978 bis 1984 laufenden Modellversuch erstmalig Soziale Trainingskurse zur Betreuung straffälliger junger Menschen entwickelte, die Jugenddelinquenz gegenüber anderen Bundesländern signifikant verringerten.

Die SozialpädagogInnen des Sozialen Jugendprojektes UZ entscheiden sich für die hauptsächliche Arbeit mit handlungs- und erlebnispädagogischen Arbeitsmethoden, gemischt mit Einzel- und Gruppengesprächen. Grundlegend dafür ist die Überzeugung, das durch einen langen miteinander verbrachten Zeitraum (sechs Monate) und die gemeinsame praktische Arbeit in kleinen Werkstattbereichen eine tragfähige Arbeitsbeziehung entstehen soll, die offene Gespräche erst ermöglicht. Erste Angebotsformen sind der Soziale Trainingskurs, der Werkstattkurs und die Schaffung von Möglichkeiten für pädagogisch begleitete Arbeitsstunden.

 

1994

Konzeption des Projektes „Die Lücke“ durch das Diakonische Werk Pirna e.V. Durch eine Altbausanierung und einen Neubau auf dem Grundstück Schmiedestrasse 2 soll eine Baulücke in der Pirnaer Altstadt geschlossen werden. In den entstehenden Gebäuden sollen die Suchtberatungs- und behandlungssstelle, ein begleitetes Wohnen für abstinente Männer und das Soziale Jugendprojekt „UZ“ dauerhaft untergebracht werden.

 

1996

Einzug in das sanierte Haus mit tatkräftiger Unterstützung der Jugendlichen. Das Soziale Jugendprojekt "UZ" befindet sich nun zentraler Lage unweit des Pirnaer Marktes im Hinterhof des Grundstücks Schmiedestraße 2. Als dauerhafte Basis für die Arbeit stehen verschiedene Werkstattbereiche (Mal-, Fahrrad- und Holzwerkstatt), ein Gruppenraum mit Küche sowie ein Kletterraum im Dachgeschoss zur Verfügung. Die bisherigen Angebotsformen werden weiterhin angeboten.

 

2000

Intensive Beschäftigung mit Reaktionsformen auf aggressives Verhalten junger Menschen. Ausgangspunkt ist eine Anfrage der zuständigen Jugendrichter, die aufgrund der Zunahme von Körperverletzungen eine intensivere und spezifischere Reaktionsform als den normalen Sozialen Trainingskurs wünschen. Unter Verwendung systemisch – lösungsfokussierter und kunsttherapeutischer Praxisansätze wird ein völlig neues zusätzliches Kursangebot, der KICK-Kurs entwickelt.

In der Evaluation zeigt sich, dass mit den verwendeten systemisch – lösungsfokussierten Handlungskonzepten sehr erfolgreich auf weitere Formen von Jugenddelinquenz (Konsum illegaler Drogen, Alkoholkonsum, Formen von Extremismus und Fremdenfeindlichkeit) reagiert werden kann. Dies ist u.a. an der von der Jugendgerichtshilfe ermittelten außerordentlich niedrigen Rückfallquote (80% ohne weitere Delinquenz) drei Jahre nach Kursabschluss ablesbar.

Die Arbeitsansätze bestätigen ebenfalls ihre Anwendbarkeit in Kriseninterventionen oder zur Begleitung von jungen Menschen in schwierigen Lebenssituationen.

 

2004

Der Landkreis Sächsische Schweiz erteilt dem Diakonischen Werk Pirna e.V. den Auftrag, mit dem eingereichten Projekt PRoMI in einer Sozialraumanalyse den aktuellen Bestand, den Bedarf und die vorhandenen Problemlagen bezüglich der Zielgruppe jugendlicher Spätaussiedler und Migranten in der Region zu erfassen.

PRoMI arbeitet vom 01.06.2004 bis 31.12.2004 und legt eine umfangreiche Abschlussdokumentation vor.

Ziel ist die Verwendung der gewonnenen Ergebnisse für das neu konzipierte und beim Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend eingereichte Bundesmodellprojekt banja. Dieses Projekt soll ab 2005 für einen Zeitraum von drei Jahren mobil an den ermittelten Standorten im Landkreis tätig werden.

Die Wanderausstellung „AnsichtsSachen“ wird als Reaktion auf eine Stellenkürzung in unserem Projekt konzipiert und im Amtsgericht Pirna eröffnet.

Das Soziale Jugendprojekt „UZ“ wird für die Kursform KICK als zukunftsweisende Methode der Sozialarbeit von der Sächsischen Jugendstiftung im Wettbewerb „NOVUM“ ausgezeichnet.

 

2005

Die Bewerbung mit banja scheitert „aufgrund der Vielzahl der eingereichten Anträge und wenig zur Verfügung stehenden Haushaltsmitteln Mitteln“ des Bundesministeriums.

 

2006

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend betraut das Soziale Jugendprojekt „UZ“ mit der Durchführung des Bundesmodellprojektes prisma zur Verbesserung der Integration von Zuwanderern. Hauptziel dieses Projektes ist die gezielte Vorbeugung gegen Alkoholmissbrauch, Drogenkonsum und Kriminalität. Gleichzeitig soll überprüft werden, inwieweit ein Konzept systemisch-interkulturellen Denkens und Handelns zu einer verbesserten Integration von jugendlichen Migranten beitragen kann. Unabhängig vom „UZ“ arbeitend, wird prisma als befristetes, ergänzendes Angebot zu den Regelaufgaben des Bundes und des Gemeinwesens (Beratungsdienste wie Suchtberatungsstellen, Migrationsdienste und zu Angeboten der freien Jugendhilfe) geplant.Im Rahmen des Organisationsentwicklungsprozesses unseres Trägers bildet sich eine Arbeitsgruppe, die eine noch konkretere Vernetzung der verschiedenen Abteilungen (z.B. Familienberatungsstelle, Suchtberatungs-stelle, Kinderheim "Haus der Kinder") unterstützt.

 

2007

Im Rahmen der Richtlinie III zur Förderung der Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe des SMS im Freistaat Sachsen im Hinblick auf die bevorstehende Kreisgebiets- und Funktionalreform werden Anfang 2007 für den Weißeritzkreis und den Landkreis Sächsische Schweiz fünf innovative Projekte beantragt und bewilligt.

Vor dem Hintergrund der bevorstehenden Kreisgebietsreform der Landkreise Sächsische Schweiz und Weißeritzkreis soll mit dem Teilprojekt Projektnetzwerk T-TRIS versucht werden, die im Sozialen Jugendprojekt „UZ“ verwendeten und entwickelten systemisch-lösungsfokussierten Handlungsansätze sowie das neue Konzept T-TRIS nach einer Analyse auf Projektstandorte im Weißeritzkreis bzw. im neu entstehenden Kreisverbund zu übertragen. Außerdem soll bis zum Jahr 2010 schrittweise der Aufbau eines Netzwerkes unterstützt werden, das die Entwicklung gemeinsamer nachhaltiger Projekte und deren Durchführung zum Ziel hat. Neben der bisherigen Arbeit wird das Soziale Jugendprojekt „UZ“ dadurch auch als vernetzender Akteur im Sozialraum tätig.

Das Jahr 2007 stand für uns neben unserer „Alltagsarbeit“ vor allem im Zeichen einer intensiven konzeptionellen Neuorientierung. Im Ergebnis der Jugendhilfeplanung, Teilfachplan: "Jugendgerichtshilfe" gemäß der § 52 SGB VIII i. V. m. den §§ 38 und 50 Jugendgerichtsgesetz (JGG) (KT-Beschluss vom 09.07.2007, Beschl.-Nr: 2007/4/0059/KT) waren die Träger von Projekten und Maßnahmen aufgefordert, ihre Konzeptionen zu überarbeiten und den darin festgeschriebenen fachlichen Standards anzupassen. Wir nahmen diese Gelegenheit zum Anlass, eine neue Gesamtkonzeption mit weiteren Teilprojekten in Form von ausführlichen Teilkonzeptionen zu erarbeiten, die im den Entscheidungsgremien vorgelegt wurden.

 

2008  

Als Arbeitsgrundlage und fachliche Basis für verschiedene aktuelle und zukünftige Teilprojekte wurden im Januar dem Jugendhilfeausschuss eine komplett neue Gesamtkonzeption sowie die Teilkonzeptionen T-TRIS und Projektnetzwerk T-TRIS zum Beschluss vorgelegt. Alle Konzeptionen wurden vom Jugendhilfeausschuss einstimmig bestätigt.

T-TRIS: Die ab 2008 neu eingeführte Angebotsform T-TRIS entstand als Reaktion auf veränderte „Aufgaben-stellungen“ durch unsere „Umgebung“ (Familie, Gesellschaft, Justiz, Jugendhilfe, Sozialarbeit) und durch die Beobachtung unseres konkreten Arbeitsalltages.

Statt der bisherigen vielen Kursangebote steht nun eine Arbeitsform zur Verfügung, die durch verschiedenste Themenbereiche eine sehr flexible und spezifische Lösungsfindung für alle am Prozess Beteiligten ermöglicht.

Unter Einbeziehung geschlechtsspezifischer Arbeitsmethoden werden besonders straffällige und verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche mit ihren Familien oder mit der Erziehung überforderte junge Eltern in den Blick genommen. Dadurch besteht die Möglichkeit, dass neben der Jugendgerichtshilfe auch andere Leistungsanbieter der Jugendhilfe bzw. andere Institutionen diese Arbeitsmethoden und Handlungsansätze nutzen können.

Projektnetzwerk T-TRIS: Im Rahmen der Richtlinie III zur Förderung der Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe im Freistaat Sachsen im Hinblick auf die Kreisgebiets- und Funktionalreform wurden für den Weißeritzkreis und den Landkreis Sächsische Schweiz innovative Projekte bewilligt. Ziel der Teilkonzeption Projektnetzwerk T-TRIS ist die Vermittlung der von uns verwendeten systemisch-lösungsfokussierten Handlungs-ansätze an PraktikerInnen der Jugendhilfe oder Fachleute an Schnittstellen angrenzender Fachbereiche im Weißeritzkreis bzw. im durch die Kreisgebietsreform entstehenden Kreisverbund.

Außerdem soll über einen Zeitraum von 3 Jahren schrittweise der Aufbau eines Netzwerkes unterstützt werden, das die Entwicklung gemeinsamer nachhaltiger Projekte und deren Durchführung zum Ziel hat.
 

2009

Als wichtigstes Fazit des Jahres 2009 ist festzustellen, daß die neue Angebotsform T-TRIS ihren Praxistest sehr gut bestanden hat und von den PraktikerInnen und den jungen Menschen sehr gut angenommen und vor allem wegen ihrer Möglichkeiten geschätzt wird, auf den Einzelfall und dessen System passende Lösungen flexibel zusammenzustellen. Die von uns entwickelte lösungsorientierte Eingangsdiagnostik wird von den uns zuweisenden Praktikerinnen verwendet, aber auch von den jungen Menschen selbst als positiv bewertet.

Aus den durchweg positiven Rückmeldungen ist zu entnehmen, dass T-TRIS den aktuellen Aufgabenstellungen des Jugendstrafrechts sowie einer modernen Kinder- und Jugendhilfe entspricht.

Im Jahr 2009 wird T-TRIS auch auf der Basis von Leistungsvereinbarungen im Bereich der erzieherischen Hilfen von Kindern, jungen Menschen und deren Netzwerken in Anspruch genommen.

Im Rahmen von T-TRIS entwickelten wir ein komplett neues, lösungsorientiertes Dokumentations und Evaluations-system für unsere Kursverläufe, das ab September verwendet wird.

Auf Basis unserer Konzeptionen trafen sich auch im Jahr 2009 im Projektnetzwerk T-TRIS ca. 35 Personen in vier Lerngruppen, um das Einnehmen einer lösungsorientierten Grundhaltung zu erlernen.

Das Bundesmodellprojekt prisma endete nach 3jähriger Laufzeit im September.

 

2010

Anfang des Jahres wird in Sachsen in einer so noch nicht dagewesenen Vorgehensweise und Kurzsichtigkeit die Jugendpauschale in einer Größenordnung gekürzt, die allen öffentlichen Beteuerungen Hohn spricht, für benachteiligte junge Menschen und deren Netzwerke Zukunftschancen zu schaffen.In unserem Landkreis versuchen allerdings verantwortungsvolle Fachleute und Gremien, dem gegenzusteuern.

Bevor Rebekka sich von uns verabschiedet und den Jakobsweg erkundet, erprobt sie von Januar bis März mit Christoph eine neue Form lösungsorientierter Gruppenarbeit mit erwachsenen TäterInnen häuslicher Gewalt, die durch eine Spende des Rotarier-Clubs Pirna möglich wird. Darüber erscheint ein Artikel in der Sächsischen Zeitung.

Im Buch "Deutschland morgen - Visionen unserer Zukunft", das Ende April erscheint, ist neben vielen anderen anregenden Texten unser Beitrag "Mehr als ein Wunder" enthalten, in dem wir unsere Visionen für ein lösungsorientiertes Arbeiten mit jungen Menschen beschreiben.

Unsere Projektfinanzierung erfährt eine Veränderung, da uns durch das Auslaufen von Netzwerk T-TRIS nur noch 2 Stellen zur Verfügung stehen, die sich drei MitarbeiterInnen teilen, um weiterhin konzeptionsgemäß arbeiten zu können.

Im Mai wird von uns der umfangreiche Abschlussbericht mit den Ergebnissen und Rückmeldungen von "Netzwerk T-TRIS" dem Landesjugendamt und allen LerngruppenteilnehmerInnen zur Verfügung gestellt. Die Lerngruppen suchen nach Wegen, ihr gemeinsames Lernen fortzusetzen.

2011

Im Jahresverlauf erlebt das Projekt trotz konstanter Zuweisungszahlen eine sehr schwierige Situation. Ursache dafür ist vor allen Dingen eine so noch nicht dagewesene Zahl von "Nichterscheinenden" jungen Menschen zu Beginn des Kurses. Im Fachaustausch mit anderen Sozialpädagoginnen wird konstatiert, dass dieses alarmierende Phänomen der Nichterreichbarkeit einer immer größeren Zahl von (nicht nur) Jugendlichen gesellschaftlich diskutiert werden müsste.

DAS Highlight des Jahres ist im September die Vorstellung unser Arbeit mit der (erstmals englischsprachigen) Ausstellung "Ansichtssachen" im Rahmen der internationalen EBTA-Conference in der Dresdner Dreikönigskirche.

 

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